Das Auswahlverfahren und wie ich zu meinem Stipendium kam

Nachträglich möchte ich euch auch nochmal etwas über das Auswahlverfahren berichten.

Man sollte nämlich nicht verachten, wie viel Arbeit da drin steckt. Doch komm ich nun erstmal zum Anfang. Wie habe ich überhaupt von dem Programm erfahren? Meine Ausbilderin ist durch Zufall darauf gestoßen und da sie wusste, dass ich nach meiner Ausbildung gerne ein Jahr im Ausland verbringen wollte, schickte sie mir den Link zu.

Je mehr ich von dem Programm las und nachdem ich mittels Google auch schon einige Blogs von derzeitigen Teilnehmern finden konnte, desto mehr wollte ich das Stipendium. Es war einfach ein Traum! Jeden Morgen wachte ich auf und wollte es noch mehr als am Vortag. Wo sonst bekommt man diese wahnsinns Chance sowohl auf ein College zu gehen, als auch ein berufsbezogenes Praktikum zu machen und sich darüber hinaus auch noch sozial dort engagieren zu können? Sonst gibt es ja immer nur die einseitigen Programme, die nur eine Sache davon bieten, ob nun ein Praktikum in einem ausländischen Betrieb, ein Auslandssemester während des Studiums, ein Freiwilliges Soziales Jahr oder als AuPair für 1 Jahr ins Ausland zu gehen, das alles war zwar auch toll, aber lange nicht so toll wie das PPP. Denn das Besondere an diesem Programm ist ja auch, dass ein Bundestagsabgeordneter die Patenschaft für einen der Teilnehmer übernimmt. Mit dem Stipendium kann ich nun alles verbinden und mein soziales Engagement auch in den USA fortsetzen. Gesagt getan, ich füllte also die Kurzbewerbung aus und forderte die gesamten Bewerbungsunterlagen an. Das alleine kostete schon mehrere Stunden… was die alles wissen wollten.. naja, nachdem ich dann das gesamte Bewerbungspaket zugeschickt bekommen hatte, konnte es losgehen.

Als erstes musste ich einen englischen Lebenslauf verfassen und dann waren da noch die ganzen Fragen, die ich in einem Essay beantworten sollte… Fragen zu meiner Berufswahl, meinen persönlichen Interessen, warum ich gerade in die USA möchte, wo genau ich hin möchte, meine Stärken und Schwächen und noch so einiges mehr… Da saß ich nun, vor einem Berg Arbeit, gut 1 1/2 Wochen lang saß ich jeden Abend nach der Arbeit an den Fragen, die Zeit drängte, schließlich war es schon Anfang September und die Bewerbungsunterlagen mussten bis spätestens zum 20. September bei der zuständigen Austauschgesellschaft Inwent (jetzt GIZ) eingegangen sein.  Ich ließ alles mehrmals Korrektur lesen, verbesserte immer wieder hier und da noch das ein oder andere Wort und dann als ich endlich zufrieden mit meiner Bewerbung war, und ich auch die nötigen Passbilder hatte machen lassen, konnte ich sie endlich abschicken.

Knapp 2 Wochen vor dem Auswahlverfahren bekam ich dann endlich Post und eine Einladung zu einem Auswahlverfahren am 27.Oktober in Bonn. Puh, da musste ich erstmal schlucken. Nicht mal mehr 2 Wochen bis zum Termin, was muss ich eigentlich alles dafür wissen? Ich hatte nur eine ungefähre Vorstellung von dem, wie das dort ablaufen würde. Es sollte einen schriftlichen Englisch- und einen Politiktest geben, danach eine Gruppenarbeit und anschließend ein Einzelgespräch. Doch was wird denn in so einem Englischtest abgefragt? Vokabeln? Grammatik? Ich hatte absolut keine Ahnung. Ich fühlte mich zwar eigentlich mit 12 Jahren Schulenglisch und der praktischen Anwendung auf der Arbeit (Amerikanischer Betrieb) recht sicher und gut vorbereitet, dennoch besorgte ich mir noch ein zustätzliches Grammatikbuch und wiederholte sämtliche englische Grammatik. (An Vokabeln wusste ich gar nicht was ich lernen könnte.) Außerdem musste ich nun noch eine Bewerbung schreiben, die dann später möglicherweise dem Patenabgeordneten zugeschickt werden sollte. Auch hierfür mussten wieder einige Fragen beantwortet werden, wie z.B. warum ich mich für das PPP bewerbe, warum ich die Ziele und Verpflichtungen des Programms sehr gut erfüllen kann und wie ich mich für die Ziele während des Programmjahres einsetzen kann. Da ich hier in Deutschland ja schon viel Erfahrung im Umgang mit Jugendlichen durch die musikalische Früherziehung und die Nachhilfe habe, war das schonmal auf jeden Fall ein guter Anfang. Da ich darüber hinaus ja aber auch meine Großeltern regelmäßig unterstütze, sehe ich auch in der Seniorenarbeit viele Möglichkeiten mich für die Ziele des Programmes einzusetzen.

Als ich am 27.10.2011 dann in Bonn ankam und noch weitere 12 Teilnehmer dort waren und uns auch noch gesagt wurde, dass ca. 220 Personen zu so einem Auswahlverfahren eingeladen wurden, konnte man sich seine Chance auf ein Stipendium ja fast ausrechnen. Sie lag bei nur ca. 30%. Doch großartig nachdenken konnten wir darüber erstmal nicht, denn dann ging es auch schon los. Im Test kam es dann doch wieder etwas anders als gedacht. Der Test war in Ahnlehnung ähnlich wie der TOEFL Test, das meiste waren Verständnisfragen, wo z.B. 4 Bilder abgebildet waren und darunter ein Satz stand und man dann sagen sollte, welches Bild die richtige Übersetzung des Satzes darstellt. Danach kamen noch einige Übungen zur Structure und Grammatik und als letztes eine Reading Comprehension wo ich noch ganz genau einen Text zur Herstellung von Pfefferminzöl in Erinnerung habe. Das war echt hart, extrem viele Fachbegriffe und ich sollte dann auch noch entscheiden welche Vokabel von 4 angegebenen die richtige ist. Naja, anscheinend habe ich auch vom Gefühl her ein gutes Verständnis für die englische Sprache entwickelt und den Test mit „gut“ bestanden (wie ich später erfuhr). Auch die Gruppenarbeit und das Einzelgespräch meisterte ich gut, wobei das Gespräch auch zum Teil (ca. 5min von insg. ca. 25min) auf Englisch lief. Am Ende des Auswahlverfahrens war ich ziemlich aufgeregt, weil ich zum einen insgesamt ein ganz gutes Gefühl hatte, zum anderen weil sie uns gesagt hatten, dass wir nun warten müssen, bis wir wieder etwas hören, da das ganze nun erst einmal ausgewertet werden muss und die geeignetsten Bewerbungen der Kandidaten dann an den Patenabgeordneten weitergesendet werden damit der entscheiden kann, wen er für das Stipendium nominiert. Wenn wir „raus“ sind, würden wir vermutlich noch im Dezember etwas hören, ansonsten könne es noch bis Anfang März dauern… Ich war geschockt… soooo lange warten? Und ich hatte Angst… gerade im Dezember rief ich deshalb fast jeden Tag bei meiner Mutti an und fragte, ob Post für mich gekommen sei und jedes Mal, wenn sie „nein“ sagte, machte ich einen Luftsprung. Denn das war ja ein gutes Zeichen, ich WOLLTE ja gar keine Post im Dezember bekommen^^

Nach und nach las ich von einigen Mitgliedern einer Gruppe im StudiVZ, die auch bei den Auswahlverfahren dabei waren, dass sie bereits eine Absage erhalten hatten. „Hoffentlich bekomm ich keine“, dachte ich mir immer wieder… und tatsächlich, es kam nichts. Der Jahreswechsel kam und so langsam wurde ich ungeduldig. Was ist, wenn ich das Stipendium doch nicht bekomme? Was mache ich dann im Sommer, wenn ich fertig bin mit meiner Ausbildung? Ich wollte ja gerne ins Ausland, nur musste man sich so langsam auch für die anderen Möglichkeiten bewerben. Also fing ich an nach AuPair Organsationen zu suchen, nachdem ich leider feststellen musste, dass so ein Praktkum im Ausland normalerweise meist unbezahlt ist und damit der ganze Aufenthalt fast unbezahlbar ist… Am 24. Januar hatte ich mich dann auch endlich „entschieden“ und hatte die ideale AuPair-Austauschorganisation gefunden und forderte Informationsmaterial an, das mir in den nächsten Tagen per Post zugeschickt werden sollte. Deshalb rief ich auch wieder jeden Tag bei Mutti an, um zu fragen, ob sie schon was bekommen hat.

Am Mittwoch dann war ich wie immer zur Stadtorchesterprobe, die an dem Abend leider etwas langweilig war und so kam ich danach müde und kaputt nach Hause und wollte eigentlich nur noch zu Bett… als das Telefon klingelte… Meine Mum war dran und sagte, da sei ein großer Briefumschlag für mich gekommen von der GIZ. „Na toll“ dachte ich enttäuscht… das ist dann wohl meine Absage… ich hab das Stipendium nicht bekommen. Wär auch zu schön gewesen um wahr zu sein.. Dennoch forderte ich meine Mama auf, den Brief zu öffnen, was sie dann auch tat. Und dann las sie mir vor „Herzlichen Glückwunsch Frau Kohagen, wir freuen uns, Ihnen hiermit mitteilen zu können, dass Sie von Ihrem Patenabgeordneten Herrn Eckhard Pols für das 28. Parlamentarische Patenschaftsprogramm nominiert wurden“ Waaaaaaaaas??? Ich konnte es gar nicht glauben!! Ich hatte es bekommen? Ich, ein Stipendium? Vom Bundestag? Wow. Ich konnte meine Gefühle gar nicht in Worte fassen. Ich war einfach nur unendlich dankbar und glücklich. Die ganze Mühe, die ich in die Bewerbung investiert hatte, die ganze Arbeit, die ich mir gemacht hab, die ganzen Texte die ich gelesen und gelernt hatte, um bei dem Auswahlverfahren über die Themen PPP, Bundestag, Europa / Europäisches Parlament und über aktuelle Themen Bescheid zu wissen… das Stipendium entschädigte für alles!

Wenn ich eines schon gelernt habe, auch wenn ich noch nicht mal losgeflogen bin, so ist es, dass es sich lohnt für etwas zu kämpfen wenn man es wirklich will…jede Mühe und Kraft, die man investiert um seine Ziele zu erreichen, ist es absolut wert! 😉 Glaubt an euch, dann könnt auch ihr alles schaffen! =)

Dieser Beitrag wurde unter Vor dem Abflug veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert