November

Über die beiden Hauptereignisse im November, meinem Geburtstag und Thanksgiving habe ich schon an anderer Stelle gebloggt. Es gab aber noch ein paar andere interessante Sachen über die ich hier berichten möchte.

Anfang November habe ich mit ein paar anderen Studenten des Colleges die USS North Carolina besucht. Dies ist ein Schlachtschiff aus dem zweiten Weltkrieg. Ich war ehrlich gesagt überrascht, wie wenige Kommilitonen erschienen. Unser Geschichtslehrer hatte jedem Studenten 10 Extra Credit Points versprochen, sollte er kommen. Von ca. 25 Studenten aus meinem Kurs kamen mit mir genau drei 😀

Die Führung durch das Schlachtschiff war aber super. Unser Geschichtslehrer war früher selbst in der Navy und hatte auf dem Schiff seinen Dienst geleistet, sodass er uns viele Storys aus erster Hand erzählen konnte. Verglichen mit einem Flugzeugträger ist die North Carolina zwar nur eine Nussschale, trotzdem war ihre Größe immer noch sehr beeindruckend für mich. Sobald wir aber unter Deck gingen änderte sich meine Meinung. Die Decke war teilweise tiefer als zwei Meter, sodass ich teilweise nur noch mit eingezogenem Kopf gehen konnte. Trotzdem habe ich zweimal nicht aufgepasst und verließ das Schiff mit schönen Beulen -.-

Im November habe ich den Präsidenten des Colleges kennengelernt. Er wollte einen kleinen Presseartikel für die lokalen Zeitungen über den „German Exchange Student at BCC“ erstellen. Außerdem bat er mich, bei der anstehenden Mitarbeiterversammlung eine kleine Präsentation über mich und mein Austauschprogramm zu geben.  Normalerweise bereiten mir Präsentationen kaum Probleme und auch in Englisch hatte ich schon die ein oder andere Präsentation in der Schule. Trotzdem wurde ich dann doch ganz schön nervös, als ich am Tag der Mitarbeiterversammlung die große Aula betrat und vor mir auf einmal ca. 150 Amerikaner saßen. Englisch vor Klassenkameraden und Lehrern zu sprechen ist eine Sache, vor Muttersprachlern bekommt das Ganze aber einen ganz anderen Thrill.  Tief eingeatmet, gehofft das man keinen Oettinger bringt und losgelegt.  Insgesamt war meine Präsentation wohl recht überzeugend, als ich später über den Parkplatz lief stoppte mich eine Collegemitarbeiterin und erzählte mir, wie sehr sie meine Präsentation genossen hatte. Auch all meine Lehrer lobten mich am nächsten Tag 😀

In meiner Freizeit habe ich diesen Monat sehr viel mit Andres gemacht. Er wollte mich Basketballtechnisch Fit kriegen für die Basketballliga im Januar. Gegen ihn zu spielen ist ziemlich herausfordernd. Zwischen uns liegen ca. 30 Zentimeter, mein einziger Vorteil. Er ist wesentlich schneller, erfahrener und dribbelstärker als ich. Am Anfang hatte ich keine Chance aber mit der Zeit lernte ich meine Größe immer besser gegen ihn auszunutzen, sodass unsere Duelle sogar mittlerweile ziemlich ausgeglichen sind.

Im November hat auch die Jagdsaison angefangen, was in Bladen County der Event schlechthin ist. Ich würde mal schätzen, dass ca. 90 % der Männer hier jagen. Die Jagdabteilung im örtlichen Walmart ist fast so groß wie die Lebensmittelabteilung. Man kann so ziemlich alles kaufen: Hirschfutter, Jagdkleidung, transportable Hochsitze und natürlich Waffen. Evan, der Mann von meiner Gastschwester, ist ebenfalls begeisterter Jäger. Nachdem er seinen dritten Hirsch geschossen hatte, ging es ein Wochenende los einen zweiten Kühlschrank kaufen, um das ganze Fleisch lagern zu können 😀 Das Hirschfleisch schmeckt auch richtig edel. Die Jagd ist hier richtiges Business. Im Barbour-Shop habe ich in einer Zeitschrift geblättert, die auf das Thema spezialisiert war. Titelgeschichte war „If not now, never, Ten Tips how to shoot a ten-pointer“ (ten pointer = besonders großer Hirsch). Wenn ich auf der Terrasse sitze höre ich v.a. am Wochenende Schüsse aus dem umliegenden Wäldern, manchmal könnt man glatt denken wir wären im Krieg 😀

Mein eigenes Verhältnis zur Jagd ist schwierig. Ich finde es einfach ein bisschen unnötig einen Hirsch zu töten, wo wir sowieso schon genug Fleisch haben. Außerdem wissen weder Kathleen noch ich, wie genau das ganze Fleisch zu verarbeiten ist. Die Jagd an sich ist auch eher langweilig. Man sitzt die ganze Zeit in seinem Hochsitz und hält Ausschau nach einem Hirsch. Wenn bis Sonnenuntergang nichts kommt hat man Pech gehabt und quasi den ganzen Tag verplempert. Der einzige Höhepunkt; schießen auf Bäume und das anschließende Staunen über die Kraft der Kugeln 😀 (Vielleicht hat aber auch genau diese Aktion sämtliche Hirsche für den restlichen Tag verscheucht).

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